KREMS: IBM PRÄSENTIERT HYPER TASTE

Foto von (c) IBM
Text von Marko Locatin
© IBM

Am 20. April stellte ein Team um Patrick Ruch an der Weinmesse „Student Wine Fair“ ein smartes Gerät zur Analyse komplexer Flüssigkeiten vor.
Was diese KI kann, haben wir vor Ort getestet.

Knapp 30 Weingüter aus aller Welt präsentieren hier im Raum G1 ihre Produkte. Die Studenten des Kremser Studiengangs „International Wine Business“ sind aufgerufen diese in unterschiedlichen Kategorien zu bewerten. Auf die Sieger warten süffige Sachpreise. Die Stimmung ist heiter, die Moderation launig, die internationalen Gäste kompetent und auskunftsfreudig. Keine Bewertung, hingegen große Aufmerksamkeit, zieht ein handtellergroßes Ding auf sich. Auf den ersten Blick erinnert es an einen Radiowecker.

Auf Riesling eingestellt
„Mit Mineralwasser haben wir angefangen, denn die Struktur ist vergleichsweise simpel und einfach zu analysieren“, so Patrick Ruch, „das war 2019. Wein ist schon eine andere Herausforderung.“ Für die Messe hat der Entwickler Hyper Taste voll auf Riesling programmiert. Dreierlei stehen zur Wahl. KI, Studenten und Gäste sind aufgefordert, sie korrekt zuzuordnen. Ergebnis: Hyper Taste lag immer richtig zu, einige Menschen detto, der Autor dieser Zeilen lag, zugegeben, immer falsch. Die Programmierung, erzählt Ruch, nahm einen halben Tag in Anspruch. Jeweils 40 Mal tauchte ein Roboter die „künstliche Zunge“ in ein Glas Riesling. Dann hatte die KI den Wein quasi intus. 30 Sekunden braucht Hyper Taste für die Analyse. Und das funktioniert, vereinfacht, wie folgt.

Geschmacks-Rezeptoren
An der künstlichen Zunge befinden sich künstliche Sensoren, Geschmacksrezeptoren, welche die Zusammensetzung anhand definierter Parameter essen. Werden diese in Flüssigkeit getunkt, übersetzt das KI Modell die Messung in einen chemischen, schließlich einen digitalen Fingerabdruck. Dieser Abdruck wird von der KI zugeordnet, erkannt, um eine Vorhersage über die Probe zu treffen. Verbunden ist die Hardware mit einer App, wo die Ergebnisse mittels passendem KI-Modell (hier: Riesling) ausgewertet werden. Freilich: Kein Sommelier muss um seinen Job bangen.

Business To Business
Qualitätskontrolle sowie Innovation vielmehr nennt Ruch die wichtigsten Einsatzfelder seiner KI. Eine japanische Firma nützt bereits sie zur Analyse flüssiger Chemikalien. Auch im Produktionsprozess von Getränken, wo bereits kleinste Fehler das Geschmacksprofil trüben, ist ein denkbarer Einsatzbereich. Bei Neuentwicklungen von Getränken kann und sollen die Dienste  ebenfalls hilfreich sein, etwa um schnelles Feedback zum Produkt zu generierten. Hyper Taste soll, laut Entwicklern, binnen Jahresfrist für kommerzielle Zwecke erhältlich sein. Und der Preis? „Es kommt ganz auf die konkrete Anwendung an“, will sich Patrick Ruch hier nicht festlegen.

Das Hyper-Team um Patrick Ruch (re.)