Rosé boomt

Die Provence lockt nicht nur zahlungskräftige Gäste, sondern auch millionenschwere Investoren. Rosé-Wein steht so hoch im Kurs wie noch nie. Neue Weine, wie etwa der Château Galoupet Cru Classé Rosé, sorgen für eine Marktbelebung.

Foto von Château Galoupet

Einst galt Rosé vielen Wein-trinkern als schnödes Nebenprodukt, lediglich akzeptiert als eiskalter Erfrischer an heißen Sommertagen, sonst nur milde belächelt als süffiger Underdog-Tropfen für alle, die sich nicht so auskennen. In der Provence hat Rosé reichlich Tradition, wie überhaupt die Franzosen den Rosé-Weltmarkt mit dem Anteil von etwa einem Drittel dominieren. Mittlerweile finden sich Rosé-Weine zu stolzen Preisen auch auf den Karten der luxuriösen ­Pariser Spitzengastronomie. Präzise Arbeit im Weingarten und bei der Ernte sowie akribische Maßnahmen bei derb Temperaturführung im Keller haben letztlich für respektable Weine mit ­erstaunlicher Aromatik und Komplexität gesorgt.

Während in Frankreich die Absatzzahlen von rotem Bordeaux kontinuierlich sinken, steigt die Nachfrage nach Rosé-Weinen. Gleichzeitig nimmt das Interesse an Weingütern in der Provence stetig zu. Das freut vor allem die Immobilienwirtschaft. Château Margüi etwa gehört George Lucas. Der Schöpfer der Star  Wars-Filme kaufte das Weingut dem Vernehmen nach für zehn Millionen Euro und produziert auf 15 Hektar Bioweine, die zum Teil für 40 Euro pro Flasche im Regal stehen. Weitere prominente Namen im provenzalischen Weingüter-Monopoly: George Clooney ­investierte in die Domaine du Canadel, John Malkovich kaufte das Weingut Les Quelles de la Coste in Luberon, und bei Mas des Infermières fungiert neuerdings Regisseur Ridley Scott als Eigentümer. Als Brad Pitt und Angelina Jolie noch ein Paar waren, machten sie ihr Château Miraval ­populär. Den Wein gibt es ­immer noch recht erfolgreich am Weltmarkt, die Ehe ist schon lange zerbrochen. Aber auch die Big Player im Wein- und Spirituosenhandel wittern beim Thema Rosé in der Provence das große Geschäft. Pernod Ricard übernahm die Mehrheit des Château Sainte Marguerite in La Londe-les-Maures und hat auch Anteile am Château Deffends.

Richtig viel Geld nahm in der Provence LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) in die Hand. 2019 beteiligte sich der Luxuskonzern am Château d’Esclans, das seit geraumer Zeit bekannt hochwertige Weine produziert. Von dem 427 ha großen Anwesen werden derzeit 140 ha als Weingärten genutzt. Es folgte der Kauf von Château Galoupet und dann auch noch eine Mehrheitsbeteiligung am prestigeträchtigen Château Minuty, 160 ha groß und auf der Halbinsel von Saint-Tropez gelegen. Bei letzterem Deal spricht man von einem Investitionsvolumen von etwa 400 Millionen Euro. Ob derlei Summen sich jemals über Wein refinanzieren oder doch eher ein Immobilieninvestment darstellen, wird sich weisen.

Château Galoupet, ein fantastischer Rosé
In jedem Fall entstehen in diesen Rosé-Boom-Zeiten auch bemerkenswert gute Weine. Feststellbar etwa bei den zwei sich derzeit am Markt befind­lichen Jahrgangsweinen vom Château Galoupet. Dieses Château umfasst 77 ha geschütztes Waldgelände und 69 ha Weingärten, die biologisch zertifiziert sind. Die drei separaten Mikro-Terroirs des Weinguts und dessen einzigartiges Mikroklima sind von den Winden geprägt, die zwischen dem Massif des Maures, den alten Salinen von ­Hyères und den Goldenen I­nseln vor der Côte d’Azur ­wehen. Der Wein ist eine ­Assemblage aus der ­dominierenden Rebsorte Grenache ­sowie Tibouren, Syrah, Rolle, Cinsault und Sémillon. Die Witterungsbedingungen in den Jahren 2021 und 2022 boten alles, was dem verantwortlichen Weingutsleiter Mathieu Meyer das Leben schwer machen konnte. Von Frost über brütende Hitze bis zu heftigen Hagelstürmen war alles dabei. Beide Jahrgänge verdienen Aufmerksamkeit, bieten vollmundige, opulente Weine mit geschmacklichen Anklängen von frischen Blüten, gelben Früchten, Mandeln und Honig; in der Nase frische Beeren, Kernobst, Apfel und Zi­trusfrüchte; dazu ein langer und komplexer mineralischer ­Abgang mit ganz zartem Salzaroma. Das durch die Bereitung in 600-Liter-Fässern aus ­französischer Eiche präsente Tannin ist beim 21er schon deutlich milder, was einen zusätzlichen Charme dieses gesamt doch sehr kräftigen Weins ausmacht. Besonders ist auch die bernsteinfarbene Flasche, die aus 80 Prozent recyceltem Glas hergestellt wird, nur 499 Gramm wiegt und auf dem Etikett die Möglichkeit bietet, jeden einzelnen Produktionsschritt nachzuverfolgen – dafür einfach nur den QR-Code am Rückenetikett einlesen.

Château Galoupet Cru
Classé Rosé 2022 ist für 55 Euro
im Weinfachhandel erhältlich

Mathieu Meyer – Gutsleiter von Château Galoupet