Woaz & Wein

Weinhof Locknbauer 22.06.2024

Mais, Mais, Mais und nochmal Mais, soweit das Auge reicht. Wenn man sich auf den Weg in die Südoststeiermark macht, sind Maisanbauflächen zunächst die prägende Charakteristik der Gegend. Und dabei muss uns klar werden, diese Flächen dienen einzig der Produktion von Futtermitteln für die industrielle Schweinemast und werden ebenso industriell bewirtschaftet. Mit Glyphosat, Mineraldünger und Co.

Am 22. Juni findet am Weinhof Locknbauer »Woaz & Wein« statt. Ein Kulinarik- und Weinevent, das über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus blickt, nämlich auf die Lebensmittelsysteme, die unseren Konsum überhaupt erst möglich machen. Das Woaz im Titel (umgangssprachlich für Mais) legt den Fokus auf die Maispflanze als Lebensmittel und richtet gezielt den Blick auf ein Land, in dem Mais die Grundlage von vielem ist: Ernährung, Lebensunterhalt und Landschaft. Mexiko ist nicht nur das Ursprungsland des Korns, sondern nutzt den Mais in all seinen Facetten — auch in der regionalen Küche.

Auch wenn in der südoststeirischen Region der »Woaz« nicht gerade als Grundnahrungsmittel gilt (vielleicht nur indirekt über den Schweinefleischkonsum), lassen sich doch einige Parallelen zwischen mexikanischer und steirischer Landwirtschaft ziehen, die zu gleichen Teilen durch globale Saatgut- und Pestizidherstellung dominiert wird. Deshalb zeigt der Weinhof Locknbauer zu »Woaz und Wein« die Recherchearbeit von Rosa Hanhausen (TU Berlin und Bauhaus Erde), die sich neben der Abbildung landwirtschaftlicher, gesellschaftlicher und räumlicher Zusammenhänge in der Maisproduktion Mexikos drei Projekten widmet, die in Kontrast zur industriellen Produktion neue Wege gehen.

Jedes der Projekte setzt auf traditionelle Anbau- und Weiterverarbeitungsmethoden, nutzt eigenes Saatgut und schafft für die lokale Bevölkerung nicht nur Unabhängigkeit in der Wertschöpfung, sondern auch Sicherheit im Umgang mit den Klimawandelfolgen. So finden sich unter den Beispielen: Ökologischer Anbau, der durch den Export von Design-Möbeln aus den eigentlichen Abfallprodukten (Totomoxle) subventioniert wird, oder traditionelle Verarbeitungsprozesse, deren Ergebnisse in community-geführten Taquerias verzehrt werden können. Vielleicht inspiriert die Ausstellung dieser »widerständigen« Projekte auch Landwirt*innen in der Südoststeiermark, die Qualität der Maispflanze und vor allem die verschiedenen, heute kaum mehr angebauten Sorten neu zu denken und kreativ in der Verarbeitung und Verwendung zu werden.

Begleitet von Naturwein wird sich bei »Woaz und Wein« kulinarisch alles um Tacos drehen, weshalb Verstärkung aus dem innovativen Küchenteam des Hotel Alpensterns in Damüls eingeladen wurde: Die beiden Küchenchefs Peter Bischof und Sandro Abel brennen beide für die mexikanische Spezialität und werden gemeinsam mit Peter König ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen.

Ein Statement setzen und sich der Kulinarik ganzheitlich annehmen — also nicht nur über das zubereitete Gericht, sondern auch über die Aufarbeitung der Produktions- und Lieferketten der jeweiligen Produkte. In Zukunft sollen mehr dieser Veranstaltungen folgen, die ein Lebensmittel und seine Vielseitigkeit ebenso in den Fokus rücken, wie die ökologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen der Produktion.

Ausstellung zu »Woaz und Wein« von Rosa Hanhausen: 22. Juni bis 31. Juli
Eröffnung: 22. Juni
Öffnungszeiten: Do – So: 16 – 22 Uhr

(c) Rosa Hanhausen